Di, 30. Januar 2024 - 17:00
Alle Schwingerkönige seit 1895 – und woher sie kamen
46 Eidgenössische Schwingfeste gingen seit der Gründung des Eidgenössischen Schwingerverbandes 1895 über die Bühne, insgesamt wurde dabei der Königstitel 48 Mal vergeben. Ein Blick in die Statistik zeigt: Vor allem Berner konnten sich feiern lassen.
Matthias Sempach wurde 2013 in Burgdorf zum Schwingerkönig gekrönt.
Fotograf: Rolf Eicher
In der Online-Rubrik "s'Vierteli" nehmen wir den Schwingsport anhand von Zahlen und Statistiken unter die Lupe. Im heutigen Artikel behandeln wir die Schwingerkönige seit der Gründung des Eidgenössischen Schwingerverbandes 1895.
36 Schwingerkönige
Insgesamt 36 verschiedene Schwingerkönige gingen bereits in die Annalen ein. Darunter einige Mehrfachsieger: Neun Schwinger gewannen den Königstitel gleich zwei Mal. Drei Mal zur Krönung kamen in der mittlerweile 129-jährigen Geschichte des Eidgenössischen Schwingerverbandes nur drei Schwinger: Hans Stucki (ESAF 1900, 1902, 1905), Rudolf Hunsberger (1966, 1969, 1974) und Jörg Abderhalden (1998, 2004, 2007).
Auf einen Blick: Die Schwingerkönige seit 1895 nach Teilverband. – (Lorenz Reifler, Grafik: Elia Hendry) – (Lorenz Reifler, Grafik Elia Hendry)
Die Berner Dominanz
Erster Schwingerkönig überhaupt wurde 1895 Alfred Niklaus. Der Könizer profitierte von einem gestellten Schlussgang zwischen Hermann Neeser (Zürich) und Simon Wüthrich (Trub). Ein Berner als König, eine Geschichte welche sich bis heute noch 26 Mal wiederholte. So stellten die Berner bis heute mit 56.25% über die Hälfte aller Schwingerkönige. Die anderen Teilverbände haben dabei einen deutlichen Rückstand: Die Nordostschweizer folgen als zweitstärkster Verband mit 12 Königstiteln. Im Einstelligen Bereich befinden sich die Nordwestschweizer (6 Königstitel), die Südwestschweizer (2) sowie die Innerschweizer, welche 2022 mit Joel Wicki erst zu ihrem zweiten Königstitel kamen, zuvor gewann Harry Knüsel das ESAF 1986 in Sion.
Zwei Könige an einem ESAF
Anfänglich gehörte eine Doppelvergabe des Königstitels fast zur Normalität. So gewannen an den Eidgenössischen Schwingfesten 1898 und 1900 jeweils zwei Schwinger. 1898 in Basel gewann mit Frédéric Bossy zum ersten Mal ein Südwestschweizer, er teilte sich den Titel nach gewonnenem Schlussgang mit Christian Blaser, der selbst nicht in der Endausmarchung stand. 1900 teilten sich Emil Kocher und Hans Stucki den Königstitel.
Ebenfalls zwei Titel wurden 1919 in Langenthal vergeben. Robert Roth und Gottlieb Salzmann teilten sich die Ehre. Am nächsten Eidgenössischen, 1921 in Bern, trafen die beiden Könige im Schlussgang aufeinander. Der Berner Roth behielt an seinem Heimfest die Überhand und feierte seinen zweiten Titel.
Eidgenössiche ohne Schwingerkönige
Bereits beim zweiten ESAF, welches wie zwei Jahre davor wieder in Biel abgehalten wurde, kam es zu einem Fest ohne König. Mit Alfons Thurneysen gewann das prestigeträchtigste Schwingfest ein Elsässer Gastarbeiter. Sportlich war Thurneysens Sieg zwar nichts auszusetzen, doch verweigerte der Verband die Königstitelvergabe an den Franzosen. Erst 32 Jahre später, im Jahr 1929, wurde Thurneysen nachträglich zum Schwingerkönig ernannt.
Am ESAF 1945 in Bern wurde aus anderen Gründen kein Königstitel vergeben: Ein 16 Minütiger Schlussgang zwischen Willy Lardon und Peter Vogt wurde äusserst passiv geführt. Der Bericht in der Jubiläumsschrift 100 Jahre ESV liest sich wie folgt: "Nachdem der Obmann die beiden höchstpersönlich zweimal ermahnte, wurden definitiv noch zwei Minuten Kampfzeit anbedungen, welche jedoch im gleichen Stile geführt wurden. Unentschieden nach 16 Minuten, ohne dass einer auch nur auf ein Knie gekommen ist."
Unentschieden nach 16 Minuten, ohne dass einer auch nur auf ein Knie gekommen ist.
Ähnliches wiederholte sich 1950 in Grenchen. Wieder stand Peter Vogt in der Endausmarchung, er bekam es diesmal mit Walter Flach zu tun. Auch hier findet man in der Jubiläumsschrift harte Worte vor: "Dieses Treffen zwischen Peter Vogt und Walter Flach wird passiv geführt und ohne Höhepunkte nach sage und schreibe zirka 35 Minuten, mit den Noten 8.75, unentschieden abgebrochen."
Übrigens: Die drei Schlussgang-Teilnehmer der ESAF ohne Königstitelvergabe durften sich allesamt doch noch Schwingerkönig nennen. Lardon Willy gewann den Königstitel am ESAF 1943 in Zug, Peter Vogt 1948 in Luzern und Walter Flach 1953 in Winterthur.
Passend dazu im Schlussgang-Shop: Königsgalerie Schwingerkönige 1895 bis 2022. – (Lorenz Reifler)
Das Plakat "Königsgalerie Schwingerkönige 1895-2022" ist jetzt im Schlussgang-Shop erhältlich.
Porträts zu allen lebenden Schwingerkönigen
Zum Nachschlagen: Neu gibt es zu allen lebenden Schwingerkönigen und Siegern von Eidgenössischen Anlässen ein Porträt zum durchstöbern. Hier sind die Porträts von zurückgetrenen Schwingern zu finden.
Autor
Verknüpfte Anlässe
Eidgenössisches Schwing- und Älplerfest Glarnerland 2025
Eidgenössisches Schwing- und Älplerfest Pratteln 2022
Eidgenössisches Schwing- und Älplerfest Zug 2019
Eidgenössisches Schwing- und Älplerfest Burgdorf 2013
Eidgenössisches Schwing- und Älplerfest Frauenfeld 2010
Eidgenössisches Schwing- und Älplerfest Aarau 2007
Eidgenössisches Schwing- und Älplerfest Luzern 2004
Eidgenössisches Schwing- und Älplerfest Nyon 2001
Portrait
Die Redaktion empfiehlt
So gross sind die Eidgenössischen Schwingfeste geworden
Kalenderwoche 24: Würdigung Christian Stucki
So aussagekräftig ist der Saisonstart
Jetzt Aktuell
Im Video: Armon Orliks Saisonhöhepunkte
Die erfolgreichsten Bergkranzsammler
Willisau zittert sich zum 18. Schweizer Mannschaftsmeistertitel
Erfolgreiche Schwingfeste Burgdorf 2024: Ein Rückblick